@ugenblicke 07 – Spiele mit der Macht – Macht des Spiels

Viele Menschen, besonders Frauen, haben Schwierigkeiten mit dem Wort „Macht“. Die meisten Assoziationen, die spontan kommen, werden eher als unangenehm und negativ empfunden, zum Beispiel „Machtmissbrauch“, „Macht über andere“, „Gewalt“ und interessanterweise auch „Aggressionen“. Dabei heißt „aggredi“ doch ursprünglich einfach „herangehen, sich nähern“ – und wie will ich je etwas erreichen, wenn ich mich nicht wenigstens erst mal annähere? 

Macht wird von Frauen und Männern nicht nur oft unterschiedlich gesehen und bewertet – ihr Verhältnis und Verhalten dazu unterscheidet sich entsprechend. Wer Verständnis für häufige Reaktionen des anderen Geschlechts entwickeln oder gar von einander lernen möchte, dem hilft vielleicht folgende Gegenüberstellung:

 

Situation/ThemaFrauen…Männer…
Haltung zu Karriere und Macht… sehen beides oft als mehr oder minder notwendiges Übel an. In der Folge scheuen sie z.T. vor hohem Einsatz und Verantwortung zurück – oder aber nehmen es viel zu ernst.… sehen beides als sportlichen Wettkampf – an dem sie mit Elan und Kampfgeist teilnehmen, frei nach dem Motto: dabei sein ist alles, auch wenn man nicht immer sofort gewinnt.
Körpersprache… nehmen sich oft unnötig zurück, machen sich (noch) kleiner als sie sind… nehmen gern oft und viel Raum ein – und zeigen damit auch: „ich geh’ hier nicht weg“
In Sitzungen… möchten nur reden, wenn sie wirklich etwas wichtiges beizutragen haben. In der Folge verstummen sie häufig völlig, da ihr Anspruch unnötig hoch ist – und nachher ärgern sie sich, weil sie nicht wahrgenommen wurden. Das liegt u.a. daran, dass sie sich hauptsächlich an die Gruppe wenden.… nehmen sich „Sendezeit“ einfach, um wahr- und ernstgenommen zu werden und möglichst weit oben in der Rangfolge zu landen. Der Inhalt ist dabei, besonders in der ersten Viertelstunde, oft nachrangig. Und: sie wenden sich gezielt an die Sitzungsleitung!
Bei Aufgabenverteilung… übernehmen häufig zu leicht „Fleißaufgaben“ – und sind später ärgerlich, wenn für prestige-trächtige Projekte keine Zeit mehr bleibt.… halten sich länger zurück, bis die interessanten Jobs kommen, die ihnen bei der Selbst-PR weiter helfen.
Statussymbole… halten Firmenwagen und großes Büro oft für überflüssig.… fordern und nutzen Statussymbole mit größerer Selbstverständlichkeit.
Situation/ThemaFrauen…Männer…
Kleidung…finden nicht immer das richtige Mittelmaß zwischen sachlich-funktional und weiblich-bunt: chic UND angemessen heißt die Parole!…greifen nur in seltenen extremen Fällen daneben (mit Anzug, Hemd und Krawatte kann man einfach nicht so viel falsch machen ;o)
Nähe und Distanz… könnten sich bei aller Freundlichkeit (Achtung: LächelREFLEX!) ruhig öfter an der Kühle der Queen orientieren… nehmen und demonstrieren ihre Macht auch durch zu große körperliche Nähe und Berührungen
Freundlichkeit… können oft schwer darauf verzichten – und bitten oder fragen in der Folge lieber, ob jemand einen Auftrag ausführt..… sind freundlich, wenn sie es wollen (nicht automatisch) – und Arbeitsaufträge werden eher mit fester Stimme erteilt, statt Zustimmung zu erbitten oder abzuwarten…
Umgang mit Angriffen… erschrecken häufig zu sehr um sich zu rächen: vielen verschlägt es bei Provokationen die Sprache. Außerdem sind
Freundlichkeit und Höflichkeit scheinbar selbst in solchen Beleidigungssituationen noch oberstes Gebot .
… schweigen kühl oder schlagen fest zurück: auf dass der Gegner weiß, dass er das nicht ungestraft wiederholen kann. Einem anschließenden gemeinsamen Kneipenbesuch steht dennoch nichts im Wege.

 

Dies sind nur einige Aspekte, die hier nicht zur Pauschalisierung und Generalverurteilung aufgelistet sind, sondern um jeder und jedem die Möglichkeit zu geben, das eigene Verhalten und Erleben damit zu vergleichen und sich zu fragen, wie viel davon bewusst, beeinflussbar und wünschenswert ist.

Denn dazu soll auch dieser Augenblick wieder anregen: zum Nachdenken, zur kritischen Selbstbetrachtung und zur Überlegung, wie wohl selbst erkanntes „Fehlverhalten“ im Sinne von nicht zielförderlichem Denken und Tun abzustellen sein könnte.

Wen dieses Thema genauer interessiert, hier meine Quelle:

Marion Knaths: Spiele mit der Macht – wie Frauen sich durchsetzen,

Hoffmann & Campe 2007, 125 Seiten, € 12,95

Ihnen allen wünsche ich fröhliches Gewöhnen an und Spielen mit der Macht – wie immer: wenn nicht jetzt, wann dann – und wenn nicht Sie, wer dann?

Herzlich,

Ihre Jutta Nather

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