@ugenblicke 13 – Hochsensitivität

Haben Sie davon schon einmal gehört?
Da soll es Menschen geben, die um ein vielfaches sensibler wahrnehmen, stärker empfinden, leichter stör- und verletzbar sind als andere – und sie sollen sogar etwa 15 – 20% der Gesamtheit ausmachen…

„Im alltäglichen Umgang werden Hochsensitive vor allem von denen, die eine andere Wahrnehmung haben, gern beschrieben als „Mimosen“, „überempfindlich“, „extrem dünnhäutig“, „zart besaitet“… Wenn Sie solche Beschreibungen womöglich Ihr Leben lang als Kommentar zu Ihrem Verhalten & Erleben gehört haben: Vielleicht gehören Sie ja sogar dazu? 

Wenn ja, dann gibt es gute Neuigkeiten für Sie: Sie sind weder gestört noch (psychisch oder organisch) krank, sondern Ihre Reizschwellen sind niedriger als die der meisten andren Menschen. Sie nehmen Gerüche, Geräusche, Bilder, Stimmungen, Gefühle früher & stärker wahr als andere, und verarbeiten sie meist intensiver & länger.
Dazu brauchen Sie mehr Zeit & Ruhe als andere, Rückzug ohne neue Reize – und das Verständnis, dass dieses oft starke Bedürfnis für hochsensitive Menschen nicht nur völlig normal ist: Vielmehr ist es Voraussetzung dafür, dass sie auf Dauer in Arbeit & zwischenmenschlichen Kontakten zurecht kommen, ohne dass sie etwa aufgrund der Menge der unverarbeiteten Impulse krank werden.

Falls Sie sich in diesen Beschreibungen nicht einmal ansatzweise wieder erkennen, fällt Ihnen vielleicht jemand aus Ihrem Umfeld ein, wozu sie perfekt zu passen scheinen: Dann haben Sie einen anderen, vielleicht neuen Zugang zu dieser Person & Ihrem Verständnis dafür, wie sie „funktioniert“ – und dass sie nicht die Wahl hat, weniger oder seltener Reize & Informationen aufzunehmen (außer durch Rückzug)…
In meinem letzten Konfliktseminar schilderte ein Teilnehmer eine Kollegin, die ihm dadurch auf die Nerven ging, dass sie so „furchtbar geräusch-empfindlich“ war & ständig wollte, dass ihre Umgebung auf sie Rücksicht nimmt. Für ihn war die Information, dass diese Kollegin wahrscheinlich hochsensitiv ist & damit eine physikalisch messbar niedrigere Reizschwelle für Geräusche hat, sehr hilfreich:
Wenn sich ein nicht-hochsensitiver Mensch beispielsweise vorstellt, alle Töne um sie oder ihn herum kämen in den eigenen Ohren um ein vielfaches verstärkt an, ohne dass darauf irgendein Einfluss genommen werden kann, setzen ein ganz anderes Verständnis & auch Nachsicht ein…
Neugierig geworden? Sie finden getrennte Tests für Erwachsene & Kinder im Buch
– „Hochsensitiv – Einfach anders und trotzdem ganz normal“ von Birgit Trappmann-Korr, VAK Verlag 2010, 333 Seiten, € 18,95,
– und einen Link zum Online-Test in „Zart besaitet – Selbstverständnis, Selbstachtung & Selbsthilfe für hochsensible Menschen“ von Georg Parlow, festland-verlag 2003, 247 Seiten, € 23.

Mir ist daran gelegen, dass auch hochsensitive Menschen mehr Verständnis erleben – von sich & anderen, so dass die mit der Hochsensitivität einhergehenden Vorteile im Gesamtbild gesehen werden & damit auch besser genutzt werden können: besonders in sozialen Berufen etwa leisten diese Personen oft Außergewöhnliches, weil sie sich ebenso schnell wie tief in andere einfühlen können & die Bedürfnisse des Gegenübers oft schon ahnen, bevor sie geäußert werden. Außerdem finden sich unter den hochsensitiven Menschen überdurchschnittlich viele Hochbegabte – und diese Kombination erschließt viele thematische Felder in einer besonderen Tiefe & Differenziertheit.

Daher freue ich mich, wenn Sie mit diesen Informationen etwas anfangen können – und möglichst viele Andere dafür interessieren & sensibilisieren: Wenn schon „Normal-Fellige“ unter Diskriminierung leiden, wie mag sich das dann wohl für Hochsensitive anfühlen?

Viel Spaß & Erfolg bei Ihrer Entdeckungsreise!

Mit ganz herzlichen Grüßen
Ihre Jutta Nather

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