@ugenblicke 10 – Der heilende wunde Punkt

EIN WENIG MEHR ENTSPANNUNG IM ALLTAG – Der heilende wunde Punkt

Wir kennen Sie alle: die Momente, in denen wir furchtbar aufgeregt sind, nervös, wütend, weinerlich… UND wo wir uns diesen Gefühlen nicht ausliefern und hingeben können oder wollen (ich erinnere mich an ein Essen, bei dem ich während der Vorspeise ständig in Tränen ausbrach und meine Tischnachbar/innen damit ziemlich irritierte…)

Seit ich mich mit Klopfakupressur beschäftige, kenne ich die Bedeutung des „Wunden Punktes“. Es handelt sich dabei um einen so genannten neurolymphatischen Reflexpunkt, durch den viele Nerven laufen und dessen Durchlässigkeit für den Abtransport von Giftstoffen ebenso wichtig ist wie für die Beseitigung von Blockaden.

Der Wunde Punkt liegt herzseitig auf der Brust etwa dort, wo Sie eine Brosche oder einen Orden anstecken würden.

Sie finden ihn entweder,

  • weil diese Stelle sich etwas weicher anfühlt als ihre Umgebung, oder
  • weil sie empfindlicher auf den von Ihnen ausgeübten leichten Druck reagiert oder
  • wenn Sie von der Mitte des linken Schlüsselbeins senkrecht Richtung Brustwarze wandern und auf halber Strecke inne halten: dann sind Sie allemal in der richtigen „Gegend“ (glücklicherweise müssen wir für diese Technik nicht feinmotorisch geschickt sein – sonst hätte ich sie nie so sehr schätzen gelernt ;o)

Und so geht’s:

Ziehen Sie sich in einen ruhigen Raum zurück und sorgen Sie dafür, dass Sie einige Minuten ungestört bleiben. Setzen Sie sich bequem hin, schließen Sie Ihre Augen und spüren Sie in sich hinein:

  • Wie fühlen Sie sich?
  • Wie warm oder kalt ist Ihnen gerade?
  • Wie angespannt oder unruhig sind Sie im Moment?
  • Wie geht Ihre Atmung gerade?

Ertasten Sie Ihren Wunden Punkt und reiben Sie ihn sacht, aber spürbar im Uhrzeigersinn (Ihr Brustkorb ist das Zifferblatt, Ihr Finger der Zeiger) und spüren dabei weiter – wie fühlt sich das an:

  • Verändert sich Ihr Gefühl – körperlich oder emotional?
  • Was passiert mit Ihrer Körpertemperatur?
  • Verändert sich Ihr Spannungsniveau – körperlich oder auch geistig?
  • Was passiert mit Ihrer Atmung?
  • Empfinden Sie die Wirkung als angenehm oder zumindest neutral?

Besonders in meinen 50-minütigen Intensiv-Coachings setze ich diese kleine Übung gern und viel ein – und der Erfolg, hörbar im tiefen Ausatmen der Coachees, sichtbar in der entspannten Aufrichtung der Wirbelsäule, in dem kleinen Lächeln, das sich oft in die Gesichter schleicht wie auch die hilfreiche und entspannende Wirkung, die ich selber oft genug erlebt habe, ermutigen mich, Ihnen diesen @ugenblick zu schreiben: Allein das leichte Reiben des Wunden (oder Heilenden) Punktes im Uhrzeigersinn führt häufig zu einer Beruhigung und Entspannung der Seele und des Körpers: Ich habe mehrfach erlebt, wie Menschen allein bei dieser kleinen Handlung eine spürbare Verbesserung ihres Zustandes feststellen konnten, oder besseren Kontakt zu ihren Gefühlen bekamen.

Falls Sie neugierig geworden sind auf eine allgemeine Einführung in die Wirkungsweise der häufig in Verbindung mit dem Wunden Punkt angewandten Methode der Klopfakupressur, die auch EFT („emotional freedom techniques“) genannt wird, können Sie sich einen kleinen Überblick verschaffen in meinem Buch „Das schaff ich schon… mein Leben in Balance bringen und halten“ oder gleich in eine Original-Quelle gehen, zum Beispiel Robert und Gabriele Rother „Klopfakupressur“ oder Sylvia Hartmann „Emotionale Freiheit“.

Wie auch immer Sie sich entscheiden – ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihren Heilenden Punkt hilfreich finden und gut nutzen können – in welchen Momenten auch immer (selbst in Besprechungen fällt es kaum auf, wenn Sie eine Hand Richtung Schlüsselbein schieben und dort ein wenig sachte reiben oder auch die Hand einfach da liegen lassen…)

Auf jeden Fall: Gutes Gelingen auf all Ihren Wegen –

mit herzlichen Grüßen

Ihre Jutta Nather

@ugenblicke 09 – Wie geht’s mir heute auf einer Skala von 1 bis 10?

Hören Sie einfach mal auf Ihren Körper, Ihre Gedanken und Ihre Emotionen:

Wie fühlen Sie sich in diesem Moment –
auf einer Skala von 1 („besch…“) bis 10 („supertoll“)?

Bei einem Wert unter 5 können Sie sich folgende Fragen stellen und beantworten, damit Sie anfangen können, für sich selbst zu sorgen und eine Verschlechterung Ihres Zustandes zu verhindern. Die Liste ist natürlich nach Ihren eigenen Vorstellungen erweiterbar und soll Ihnen als Anregung dienen.

 

FrageJaTo Do’s – was kann mir helfen?
Schlafe ich schlecht ein?Entspannungstechniken, beten, laufen, CDs hören…
Schlafe ich schlecht durch, liege nachts wach?Entspannung; Ideen/ Gedanken im Dunkeln notieren; Aufgaben und Zeitaufwand planen…
Komme ich schlecht aus dem Bett?Mehr Schlaf? Unterstützung durch frühere Verabredungen/morgendliche Aufgaben?
Leide ich unter Selbstzweifeln?Teilerfolge würdigen/ EFT…
Kann ich mich zu nichts aufraffen?Verabreden, Ausruhen
Kann ich mich zu nichts entscheiden?Muss ich? EFT…
Habe ich keine Lust auf Tätigkeiten, die ich sonst mag?Ruhe, Ausspannen, Alleinsein; mit Vertrauenspersonen Lage analysieren und nach „Ansatz-Hebeln“ suchen…
Bin ich ungewöhnlich appetitlos?sonst verbotene Leckerlis gönnen…
Fühle ich mich erschöpft, ausgepumpt, matt?Ausruhen, schlafen, lesen
Bin ich hoffnungslos?Was fehlt mir? Wofür kann ich dankbar sein? Welchen Silberstreif am Horizont kann ich mir schaffen? EFT; professionelle Hilfe…
Habe ich den Wunsch, tot zu sein?Schleunigst Behandlung suchen: Psychotherapie, Homöopathie…
Stelle ich ohne besonderen Grund meine Beziehung in Frage?Was ist alles gut an und mit meinem Partner/meiner Partnerin? EFT…
Zweifele ich ohne Grund an meinen Freundschaften?Gegen-„beweise“, Verabredungen
Will ich nur im Bett bleiben?Warum nicht? Womöglich hilft Ruhe und Rückzug bei Erholung…
Würde ich am liebsten nie wieder zur Arbeit gehen?Misserfolge/Ängste relativieren; Auszeit planen/machen; EFT…
Muss ich mich sogar zum Hobby aufraffen?Neue Interessen entwickeln/ mit anderen ausprobieren; Pause beim alten Hobby? Behandlung irgendeiner Art suchen…
Habe ich Rückenschmerzen?Zilgrei, Feldenkrais, Laufen…

Haben Sie in der vorgegebenen Liste mehr als dreimal mit „Ja“ geantwortet, oder halten Symptome wie Schlaf- oder Appetitlosigkeit länger als einige Tage an, sollten Sie entweder Selbsthilfestrategien anwenden – oder sich professionelle Unterstützung suchen: Kombinationen aus mehreren Symptomen wie Antriebsarmut oder ein Gefühl der Gefühllosigkeit können (können!) auf eine beginnende Depression oder Ausgebranntsein hinweisen.

Je früher Sie aktiv werden und sich professionelle Unterstützung holen bei der Behandlungsperson Ihres Vertrauens, desto früher wird es Ihnen wahrscheinlich wieder besser gehen. Zumindest können Sie auch gemeinsam überlegen, welche unterstützenden Selbstbehandlungen Sie anwenden und zur Verhinderung von Rückfällen auch fortsetzen können.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß und Erfolg bei der Selbstpflege und Selbstbehandlung – alles Gute!

Mit herzlichen Grüßen

Ihre Jutta Nather

@ugenblicke 08 – Stressbedingte Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen lindern mit Zilgrei

Diese Methode ist erst Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts von Adriana Zillo und Hans Greissing erfunden worden. Sie besteht aus einer großen Anzahl von Selbstbehandlungen, die durchweg Vogel-Namen tragen. Jede davon besteht aus zwei Grundelementen, nämlich der Kraft erzeugenden (= „dynamogenen“) Atmung und gezielten Stellungen und Bewegungen des Körpers. Diese Kombination aktiviert in erstaunlicher Weise die Selbstheilungskräfte des Körpers. In der Folge gehen Schmerzen zurück, werden manchmal ihre Ursachen beseitigt und häufig findet ein Gelenk zu seiner normalen Beweglichkeit zurück.

Die Muskulatur profitiert in zweifacher Weise von den Zilgrei-Selbstbehandlungen: zum einen wird verspannte Muskulatur entkrampft, zum anderen werden schwache Muskelpartien gezielt aufgebaut. Beides zusammen führt zu einem heilenden Ausgleich und zur Normalisierung der Muskulatur.
Und wer jetzt innerlich die Augen rollt und an Gymnastik, Schmerzen und Schwitzen denkt, sei gleich getröstet: nichts davon erwartet Sie hierbei – das hat mich auch sofort für diese Methode eingenommen, selbst als ich heulend vor Schmerzen damit meinen rausgerutschten Wirbel wieder an Ort und Stelle manövriert habe: in nur drei Tagen! Nehmen Sie sich nur ein paar Minuten, in denen Sie ungestört für sich sorgen, und die positive Wirkung wird nicht lange auf sich warten lassen.

Zum Verständnis der Methode ist es sinnvoll, sich mit den sechs Grundkonzepten von Zilgrei vertraut zu machen:

1. der Zilgrei-Test oder Selbstuntersuchung, bei der Sie Ihr subjektives Befinden ebenso betrachten wie Ihre objektive Beweglichkeit. Je nach Ergebnis gestalten Sie entsprechend Ihre persönlichen Selbstbehandlungen.
2. gezielte Bewegung auf den drei Basisbewegungsebenen (werden weiter unten beschrieben) gestaltet die Selbstbehandlungen einfach, präzise und ist beliebig oft wiederholbar.
3. die Kraft erzeugende Atmung fördert Ihren Belastungs-Ausgleich in gleich vierfacher Hinsicht: energetisch, biochemisch, strukturell und psychisch.
4. das Prinzip der Gegenrichtung bedeutet, dass immer weg vom Schmerz, weg von der Anstrengung gearbeitet wird. Das ist nicht nur einfach angenehm, sondern führt zu Entlastung, Entspannung und Regenerationsfähigkeit.
5. die Kombination Ihrer persönlichen Entlastungsbewegung mit der Kraft erzeugenden Atmung setzt heilende, normalisierende Prozesse in Gang
6. das Ganzkörperprinzip berücksichtigt, dass Verspannungen in einem Be-reich zu Beschwerden in einem ganz anderen führen können. Dadurch ist gewährleistet, dass Sie an den Ursachen arbeiten, nicht an den Symptomen, wie es sonst leider häufig geschieht – mit der Folge, dass Sie immer wieder mit den gleichen Belastungen und Störungen konfrontiert werden, statt sie ein für allemal zu beheben.

UND SO GEHT’S:

Zunächst ist es wichtig, die richtige Ausgangsposition einzunehmen. Beim Sitzen und Stehen spricht man von „bequem aufrecht“, also ohne Anstrengung und An-spannung aufgerichtet. Außerdem sollten Sie in keiner der drei Bewegungsebenen „schief“ sein:

  • Das Kippen und Strecken auf der Sagittalebene beschreibt die Bewegung von vorne nach hinten, wie sie beispielsweise am Kopf beim Nicken entsteht.
  • Das Drehen oder die Rotation spielt sich auf der Horizontalebene ab, beim Kopf entspräche das dem Kopfschütteln – allerdings so, als ob Sie Ihren Kopf auf einem Tablett bewegen würden, also ohne Schräglagen!
  • Das Neigen (oder die „Inklination“) auf der Frontalebene entspräche beim Kopf der Bewegung, wenn jemand Unsicherheit oder Bedenken ausdrücken möchte.

Bei den Selbstbehandlungen ist es wichtig darauf zu achten, die Bewegung wirklich nur in einer der drei Bewegungsrichtungen auszuführen und nicht versehentlich eine andere mit einzubeziehen.

Ein wichtiger Bestandteil dieser Methode ist die Selbstwahrnehmung, die Sie brauchen, um bei manchen Selbstbehandlungen zu entscheiden, in welche Richtung sie ausgeführt werden soll: der Zilgrei-Test. Auch nach der Selbstbehandlung führen Sie diesen kleinen Test durch, um nachzuspüren, wie sich die Bewegung jetzt anfühlt, was anders, vielleicht bequemer geworden ist, überhaupt stattfinden kann…

Während Sie den Vortest spontan in irgendeine Richtung beginnen, sollten Sie beim Kontroll-Test mit der Richtung beginnen, in die Sie gerade die Selbstbehandlung durchgeführt haben.

Dazu führen Sie die Testbewegung, wie bei der jeweiligen Selbstbehandlung be-schrieben, erst in die eine, dann in die andere Richtung aus und achten darauf, welche Richtung Symptome hervorruft – egal, wo!

Das ist dann die Richtung, in die Sie die Selbstbehandlung NICHT vornehmen, denn: immer weg vom Schweren, weg vom Schmerz (Verursachenden). Stellen sich in beide Richtungen unterschiedliche Symptome ein, zum Beispiel einmal Blockierung, beim anderen Mal Schmerz, heißt die Regel immer: weg vom Schmerz, denn das ist das entscheidende Symptom.

Und damit ist auch gleich das Prinzip der Gegenrichtung beschrieben, das gleichzeitig auch das erfreulich Angenehme dieser Methode ausmacht: die Durchführung ist tendenziell gemütlich und erfreulich, tut nicht weh und ist nicht anstrengend… was wollen Sie mehr?

Der nächste wichtige Aspekt ist die Zilgrei-Atmung, für all diejenigen von Ihnen, die bereits die Bauchatmung beherrschen, eine Leichtigkeit:

  • atmen Sie bequem tief ein und
  • lassen Sie Ihre Bauchdecke sich dabei ein wenig nach außen wölben
  • halten Sie den Atem bequem fünf Schläge an (einfach bis 5 zählen) und
  • atmen Sie gemütlich wieder aus,
  • so dass sich Ihre Bauchdecke ein wenig nach innen zieht
  • warten Sie wieder 5 Zähl-Schläge ab und voilà: ein Zilgrei-Atemzyklus!
  • Bei den Selbstbehandlungen sollten jeweils 5 Atemzyklen in der Zielstellung durchgeführt werden: nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Ebenso sollten Sie nicht mehr als 5 verschiedene Selbstbehandlungen nacheinander durchführen, und maximal drei Sitzungen pro Tag, denn mehr würde Ihre Selbstheilungskräfte eher blockieren als fördern.

Jetzt brauchen Sie nur noch die für Sie geeigneten, hilfreichen und ansprechenden Selbstbehandlungen auszuwählen. Jede Sequenz sollte mit dem SCHWAN, dem EISVOGEL oder dem ADLER beginnen. Deshalb stelle ich Ihnen den SCHWAN hier exemplarisch vor, auch weil er für belastete Menschen wunderbare Erleichterung für Nacken und Rücken bieten kann: er dient der Mobilisierung und Entspannung der gesamten Wirbelsäule und der Normalisierung des Muskeltonus im Rücken.

Sollten Sie jedoch bei irgendeiner Selbstbehandlung Schmerzen verspüren oder den Eindruck haben, Ihr Symptom verschlimmert sich: Unterbrechen Sie die Sequenz sofort, kehren Sie in die Ausgangsstellung zurück und entspannen Sie sich, bevor Sie eine für Sie besser geeignete Selbstbehandlung heraussuchen.

DER SCHWAN
Diese Selbstbehandlung wirkt hauptsächlich auf die Halswirbelsäule ein: Sie gleicht den Muskeltonus der paarigen Muskeln zu beiden Seiten aus. Dadurch verschwinden Blockierungen und Beschwerden im Kopf- und Nackenbereich, steifer Hals, Migräne sowie Schmerzen, die vom Nacken in Schultern und Arme ausstrahlen. Außerdem hilft der SCHWAN bei eingeschlafenen Händen, Knirschen beim Kopf-Drehen und allgemeinen Verspannungen sowie Schweregefühl in Kopf und Nacken.

Test:

  • Setzen Sie sich entspannt aufrecht hin.
  • Drehen Sie Ihren Kopf einmal langsam nach rechts, dann zurück in die Aus-gangsstellung, dann nach links.
  • Spüren Sie nach und entscheiden Sie, in welche Richtung die Bewegung schmerzärmer, angenehmer, leichter war oder ohne Anstrengung weiter aus-zuführen war.
  • In diese Richtung nehmen Sie die Selbstbehandlung vor.

Durchführung:

Drehen Sie den Kopf in der Ausgangsstellung langsam in die „leichtere“ Richtung, so weit, wie es bequem möglich ist und halten Sie ihn mit zwei Fingern der Hand, zu der Sie den Kopf gedreht haben, an der nach vorne zeigenden Wange.

  • Führen Sie fünf Zilgrei-Atemzyklen durch.
  • Drehen Sie den Kopf langsam in die Ausgangsstellung zurück.
  • Zählen Sie im Kopf langsam bis fünf und führen Sie dann den Kontrolltest durch: zuerst in die gerade behandelte Richtung, dann in die andere, und spüren Sie den Unterschieden nach – in der Halswirbelsäule, im Kopf, im Nackenbereich, in der Brustwirbelsäule, im Lendenwirbelbereich…
  • Wenn Sie den Schwan nur zur Vorbeugung anwenden oder auch keinen Unterschied zwischen den beiden Testrichtungen gespürt haben, führen Sie die Selbstbehandlung erst in die eine, dann in die andere Richtung durch: Sie dehnt und lockert auf jeden Fall Ihre Hals- und Nackenmuskulatur, was besonders für „Bildschirmarbeiterinnen“ und „Schreibtischtäter“ eine Wohltat ist.

Wenn ich Sie neugierig gemacht habe, besorgen Sie sich die Originalliteratur von Greissing & Zillo, zum Beispiel „Zilgrei für den Rücken“ oder „Zilgrei gegen Kopf- und Nackenschmerzen“– und dann heißt es wieder: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Ich wünsche Ihnen viel Spaß und vor allem gute Gesundheit!

Mit herzlichen Grüßen
Ihre Jutta Nather

 

@ugenblicke 07 – Spiele mit der Macht – Macht des Spiels

Viele Menschen, besonders Frauen, haben Schwierigkeiten mit dem Wort „Macht“. Die meisten Assoziationen, die spontan kommen, werden eher als unangenehm und negativ empfunden, zum Beispiel „Machtmissbrauch“, „Macht über andere“, „Gewalt“ und interessanterweise auch „Aggressionen“. Dabei heißt „aggredi“ doch ursprünglich einfach „herangehen, sich nähern“ – und wie will ich je etwas erreichen, wenn ich mich nicht wenigstens erst mal annähere?

Macht wird von Frauen und Männern nicht nur oft unterschiedlich gesehen und bewertet – ihr Verhältnis und Verhalten dazu unterscheidet sich entsprechend. Wer Verständnis für häufige Reaktionen des anderen Geschlechts entwickeln oder gar von einander lernen möchte, dem hilft vielleicht folgende Gegenüberstellung:

 

Situation/ThemaFrauen…Männer…
Haltung zu Karriere und Macht… sehen beides oft als mehr oder minder notwendiges Übel an. In der Folge scheuen sie z.T. vor hohem Einsatz und Verantwortung zurück – oder aber nehmen es viel zu ernst.… sehen beides als sportlichen Wettkampf – an dem sie mit Elan und Kampfgeist teilnehmen, frei nach dem Motto: dabei sein ist alles, auch wenn man nicht immer sofort gewinnt.
Körpersprache… nehmen sich oft unnötig zurück, machen sich (noch) kleiner als sie sind… nehmen gern oft und viel Raum ein – und zeigen damit auch: „ich geh’ hier nicht weg“
In Sitzungen… möchten nur reden, wenn sie wirklich etwas wichtiges beizutragen haben. In der Folge verstummen sie häufig völlig, da ihr Anspruch unnötig hoch ist – und nachher ärgern sie sich, weil sie nicht wahrgenommen wurden. Das liegt u.a. daran, dass sie sich hauptsächlich an die Gruppe wenden.… nehmen sich „Sendezeit“ einfach, um wahr- und ernstgenommen zu werden und möglichst weit oben in der Rangfolge zu landen. Der Inhalt ist dabei, besonders in der ersten Viertelstunde, oft nachrangig. Und: sie wenden sich gezielt an die Sitzungsleitung!
Bei Aufgabenverteilung… übernehmen häufig zu leicht „Fleißaufgaben“ – und sind später ärgerlich, wenn für prestige-trächtige Projekte keine Zeit mehr bleibt.… halten sich länger zurück, bis die interessanten Jobs kommen, die ihnen bei der Selbst-PR weiter helfen.
Statussymbole… halten Firmenwagen und großes Büro oft für überflüssig.… fordern und nutzen Statussymbole mit größerer Selbstverständlichkeit.
Situation/ThemaFrauen…Männer…
Kleidung…finden nicht immer das richtige Mittelmaß zwischen sachlich-funktional und weiblich-bunt: chic UND angemessen heißt die Parole!…greifen nur in seltenen extremen Fällen daneben (mit Anzug, Hemd und Krawatte kann man einfach nicht so viel falsch machen ;o)
Nähe und Distanz… könnten sich bei aller Freundlichkeit (Achtung: LächelREFLEX!) ruhig öfter an der Kühle der Queen orientieren… nehmen und demonstrieren ihre Macht auch durch zu große körperliche Nähe und Berührungen
Freundlichkeit… können oft schwer darauf verzichten – und bitten oder fragen in der Folge lieber, ob jemand einen Auftrag ausführt..… sind freundlich, wenn sie es wollen (nicht automatisch) – und Arbeitsaufträge werden eher mit fester Stimme erteilt, statt Zustimmung zu erbitten oder abzuwarten…
Umgang mit Angriffen… erschrecken häufig zu sehr um sich zu rächen: vielen verschlägt es bei Provokationen die Sprache. Außerdem sind
Freundlichkeit und Höflichkeit scheinbar selbst in solchen Beleidigungssituationen noch oberstes Gebot .
… schweigen kühl oder schlagen fest zurück: auf dass der Gegner weiß, dass er das nicht ungestraft wiederholen kann. Einem anschließenden gemeinsamen Kneipenbesuch steht dennoch nichts im Wege.

 

Dies sind nur einige Aspekte, die hier nicht zur Pauschalisierung und Generalverurteilung aufgelistet sind, sondern um jeder und jedem die Möglichkeit zu geben, das eigene Verhalten und Erleben damit zu vergleichen und sich zu fragen, wie viel davon bewusst, beeinflussbar und wünschenswert ist.

Denn dazu soll auch dieser Augenblick wieder anregen: zum Nachdenken, zur kritischen Selbstbetrachtung und zur Überlegung, wie wohl selbst erkanntes „Fehlverhalten“ im Sinne von nicht zielförderlichem Denken und Tun abzustellen sein könnte.

Wen dieses Thema genauer interessiert, hier meine Quelle:

Marion Knaths: Spiele mit der Macht – wie Frauen sich durchsetzen,

Hoffmann & Campe 2007, 125 Seiten, € 12,95

Ihnen allen wünsche ich fröhliches Gewöhnen an und Spielen mit der Macht – wie immer: wenn nicht jetzt, wann dann – und wenn nicht Sie, wer dann?

Herzlich,

Ihre Jutta Nather

@ugenblicke 06 – Problemgespräche einmal anders

Wir alle sind es mehr oder weniger gewöhnt, von anderen mit deren Fragen, Schwierigkeiten, Unwohlsein konfrontiert zu werden – sei es in der Familie oder im Freundeskreis, im Beruf oder im Verein. Nun gibt es nach der Transaktionsanalyse drei Hauptrollen, die wir im Umgang mit anderen – und auch mit ihren Fragen und Problemen – spielen und die ich hier in aller Kürze umreißen möchte:

  • die Verfolgerinnen und Verfolger, die anklagen, dominieren – oder auch ganz einfach häufiger kritisieren als andere
  • die Opfer dieser Angriffe und Kritikpunkte, die sich auch oft unterwerfen, ihre eigene Meinung und ihre Rechte zurückstellen und die ideale Ergänzung für dominante Menschen darstellen – denen sie dann die Verantwortung für alles mögliche zuschieben können und
  • die Retterinnen und Retter – sozusagen Robin Hood und sein Gefolge in allen möglichen Färbungen, die immer für die Armen, Geknechteten, Benachteiligten und Verfolgten eintreten.

Ich erwähne diese Einteilung wegen der letzten Gruppe, denn diese Menschen können das „Leid“ anderer nur ganz schlecht ertragen und fühlen sich meist frühzeitig veranlasst, Ratschläge zu geben, sich einzumischen, zu „helfen“. Leider will das Gegenüber oft nur eine Gelegenheit, bei voller Aufmerksamkeit einer anderen Person die eigene Erfahrung und jetzige Situation zu schildern. Denn dadurch – und nur dadurch! – werden sich viele Menschen darüber klar, was eigentlich genau passiert ist, was sie im Moment an der Situation oder anderen Personen genau stört, und was sie dagegen unternehmen können und wollen – oder auch nicht.

Was die Robin/a Hoods unter uns also eventuell lernen müssen, um andere wirklich darin zu unterstützen, selbständig zu Erkenntnissen und möglichen Lösungswegen zu kommen, ist nach Lundberg & Lundberg eine intensive Art des Zuhörens und Bestätigens in vier Schritten:

1. Hören Sie genau zu, was Ihr Gegenüber erzählt, zum Beispiel was passiert ist. Stellen Sie Verständnis- und Ergänzungsfragen, aber ohne Kommentar.
2. Hören Sie hin, was Ihr Gegenüber dabei über eigene Gefühle aussagt – anstatt womöglich zu schildern, wie es Ihnen an dessen Stelle gehen würde…
3. Versuchen Sie beim Zuhören zu verstehen, welche Bedürfnisse Ihr Gegenüber hat und äußert und
4. zeigen Sie Ihr Verständnis und bestätigen Sie Ihr Gegenüber in ihrem oder seinem „So-Sein“ – anstatt zu belehren, was in einer solchen Situation gefühlt werden „sollte“ oder „müsste“: es gibt keine allgemein gültigen Regeln dafür, denn Gefühle und Bedürfnisse sind höchst individuell und nicht messbar, also nicht angemessen oder unangemessen! Hier kommt wieder der Ansatz des „ich bin o.k. – du bist o.k.“ zur Anwendung, an den Sie sich vielleicht erinnern…

Es geht hier um Bestätigung in dem Sinne, dass Sie lernen, einen anderen Menschen durch dessen Gefühle und Bedürfnisse hindurch zu begleiten und mit Ihrer ganzen Aufmerksamkeit bei ihm oder ihr bleiben, ohne sich einzumischen. Die Verantwortung für sein Problem liegt beim Anderen – Sie können es nicht in Ordnung bringen.

Natürlich können Sie fragen, ob Sie helfen können oder sollen – aber nach dieser Zustimmung ist erst wieder der oder die Andere dran zu entscheiden, wie Ihre Hilfe und Unterstützung aussehen soll. Denn jeder Mensch hat das universelle Bedürfnis zu wissen „ich bin wertvoll, meine Gefühle sind wichtig und jemand interessiert sich wirklich für mich und akzeptiert mich so, wie ich bin“.

Wenn Sie es schaffen, sich so freundlich, höflich, respektvoll und bestimmt zu verhalten, hat das zwei große Vorteile:

  • Sie setzen auf sehr hilfreiche Art Grenzen, denn Sie geben ja Zuwendung und Aufmerksamkeit, aber Sie lassen sich nicht mehr in die Probleme anderer hineinziehen (besonders nicht in die Dauerfragen der Opfer-Typen) und
  • Sie unterstützen Ihr Gegenüber dabei, selbst Verantwortung für sein Handeln und Empfinden zu übernehmen und zu entscheiden, ob etwas getan werden soll – und wenn ja, was.

Ich habe diese Technik mittlerweile mehrfach ausprobiert und kann Ihnen sagen: es klappt – und der Kontakt, insbesondere auch zu pubertierenden Kindern, verändert sich radikal, wenn wir nicht mehr ständig mit Rat-Schlägen parat stehen und zulangen, sondern die Jugendlichen annehmen und so in ihrem Selbstwertgefühl und in ihrer Problemlösungskompetenz unterstützen.

Wer es genauer wissen möchte, beschaffe sich die Quelle dieses @ugenblicks:

Lundberg, Gary B. und Saunders Lundberg, Joy: Ich muss mich nicht für alles verantwortlich fühlen – So helfen Sie anderen, Ihre Probleme selbst zu lösen
Goldmann Verlag, München 1999, 285 Seiten, 9 €

Und dann heißt es wieder:

Wenn nicht jetzt, wann dann – und wenn nicht Sie, wer dann?

Viel Spaß und Erfolg wünscht Ihnen
mit herzlichen Sonnen-Grüßen,

Ihre Jutta Nather